· 

Lissabon - Taste of Lisboa

 

Langenscheidt sagt:

 

VINHO VERDE & BACALHAU

 

Grüner Wein & Stockfisch

 

Streetart in Mouraria - dem maurischen Viertel von Lissabon
Streetart in Mouraria - dem maurischen Viertel von Lissabon

TASTE OF LISBOA

 

Gute Laune, eine Flasche Wasser, bequeme Schuhe und Hunger. Das sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Food Walking Tour.

 

Obwohl wir uns normalerweise nicht zu den Fans geführter Besichtigungen zählen, sichern wir uns noch auf den Azoren Tickets für unseren ersten kulinarischen Stadtrundgang überhaupt. Anbieter gibt es so viele wie Sand am Meer doch die Entscheidung fällt auf Taste of Lisboa“, deren Homepage mit ihrem fröhlichen Auftreten und der spürbaren Leidenschaft für Essen und die portugiesische Hauptstadt überzeugte.

Grob übersetzt beschreibt sich die Gruppe aus lokalen Reiseleitern so:

 

„Diese Stadt ist so lebendig und authentisch, die Lisboetas so warmherzig und das Essen unglaublich lecker. Unser Ziel ist es, den Besuchern das wahre Lissabon zu zeigen. Orte zu besuchen, wo normalerweise nur die Einheimischen einkaufen und abseits der ausgetretenen Touristenpfade die kulinarischen Höhepunkte zu erleben.“

 

Im Angebot sind zwei unterschiedliche, in englischer Sprache durchgeführte Stadtrundgänge, Abendessen bei den Locals und zwei Kochkurse. Wir entscheiden uns für den, Montag bis Samstag angebotenen „Lisbon Roots, Food & Cultural Walk“ für € 75 pro Nase. Jop - das mag auf den ersten Blick echt teuer klingen, lohnt sich aber auf jeden Fall.

 

Gallerie berühmter Fado Musiker in Mouraria - Lissabon
Gallerie berühmter Fado Musiker in Mouraria - Lissabon

KULTUR UND KULINARIK

Lisbon Roots, Food & Cultural Walk

 

Los geht’s um 15:00 am Largo de Sao Domingos nahe des Rossio Platzes in der Unterstadt Baixa. Unsere kleine Gruppe, bestehend aus 12 Leuten kommt aus allen Ecken der Welt. Briten und Australier, Amerikaner und Kanadier, Holländer und wir Österreicher. Zugegeben, mit unseren Anfang/Mitte 30 senken wir den Altersdurchschnitt, aber damit war zu rechnen.

 

Unsere Reiseleiterin, eine Kunststudentin namens Rosa, die nebenbei auch noch in einer Töpferwerkstatt arbeitet, bekommt mit ihrer offenen Art sofort das Maximum an zu vergebenden Sympathiepunkten.

 

Ihre Aufgabe am heutigen Tag: Uns das, vom Tourismus oft übergangene maurische Viertel Mouraria an der, vom Fluss abgewandten Seite des Burghügels näher zu bringen. Dieser historische Teil der Stadt hat das große Erdbeben im Jahr 1755 zum großen Teil unbeschadet überstanden und gilt als die Wiege der melancholischen Musikrichtung Fado.

 

Natürlich darf aber auch der kulinarische Aspekt nicht vernachlässigt werden:

4 Stunden, 7 Lokale und 16 portugiesische Köstlichkeiten und Getränke später, werden wir beschließen, von nun an bei jedem Städtetrip eine Food Walking Tour mit einzuplanen.

 

Übrigens: Wer mehr über die unterschiedlichen Viertel Lissabons erfahren möchte, sollte in meinem Blog Beitrag Lissabon - Facetten einer Weltstadt vorbeischauen.

 

PATA NEGRA & VInHO TINTO

luftgetrockneter Schinken und Rotwein aus dem Alentejo

 

Wir starten im Delikatessengeschäft Manteigaria Silva in einer der kleinen Seitengassen neben dem Hauptplatz Rossio. Der über 125 Jahre alte Laden sieht genau so aus wie man ihn sich vorstellt. Dunkle Holzpaneele und Regale voll edler Jahrgänge, leckere Käse im Glastresen und darüber von der Decke baumelnde Salami und ganze, luftgetrocknete Schinken.

 

Letzterer wird „Pata Negra“ genannt. Die köstlichen Aromen dieses Schinkens vom schwarzen Iberica Schwein entstehen durch die besondere Haltung der Tiere in den Eichenwäldern der Umgebung.

 

Hauchdünn aufgeschnitten, schmilzt er schon fast auf der Zunge und passt perfekt zu fruchtigem Olivenöl, knusprigem Maisbrot und einem, nach roten Beeren schmeckenden Rotwein Cuvée aus dem Alentejo. Diese Region im Süden Portugals, nördlich der Algarve, ist eines der bedeutendsten Weinbaugebiete des Landes aber auch eine der ärmsten Gegenden ganz Europas. Auf der Suche nach Arbeit hat es viele ehemalige Bewohner des Alentejo und deren Küche nach Lissabon verschlagen – uns schmeckts!

 

 

BTW: Wer den Schinken vom schwarzen Schwein in Spanien kosten möchte, sollte nach Jamon Iberico suchen.

 

Pata Negra Schinken mit Maisbrot, Olivenöl und Rotwein aus dem Alentejo
Pata Negra Schinken mit Maisbrot, Olivenöl und Rotwein aus dem Alentejo

BARCALhao & vino Verde

Stockfisch-Kroketten und Grüner Wein

 

Weiter geht’s in die für ihre traditionellen Handwerksläden bekannten Straßen der Unterstadt Baixa – genauer gesagt zu Snack Bar O Buraco, wo wir eine leckere Stockfisch Krokette mit Tomatenreis serviert bekommen. Diese „Pastéis de Bacalhau“ bekommt man hier an jeder Ecke zu kaufen, und das zurecht. Die frittierten Happen aus zerstampften Kartoffeln und zerfasertem Stockfisch – an der Luft getrockneter und mit Salz haltbar gemachter Kabeljau - schmecken jedem.

 

Langsam verstehe ich auch, warum es ratsam ist, bei dieser Tour eine Flasche Wasser dabei zu haben. Abgesehen von der sommerlichen Hitze wird bei diesem Rundgang nämlich auch ordentlich Alkohol ausgeschenkt. In diesem Fall ein Glas prickelnder Vinho Verde. Dieser, in der nördlichen Region rund um Portugals zweitgrößte Stadt Porto angebaute „grüne“ (junge) Wein erinnert geschmacklich ein bisschen an grüne Äpfel und eignet sich meiner Meinung nach perfekt für eine Erfrischung an so einem heißen Nachmittag.

 

 

BTW: Die Bezeichnung "Grün" bezieht sich nur auf das Alter des Weines - es gibt auch roten Vinho Verde.

 

BTW: Es heißt, dass es in Portugal so viele Stockfischrezepte wie Tage im Jahr gibt. Dabei kommt der Kabeljau eigentlich gar nicht aus den Gewässern vor Portugal sondern aus dem Nordatlantik und Nordpolarmeer. Deshalb findet man ihn auch häufig auf Skandinavischen Speisekarten.

 

Pastéis de Barcalhau, Tomatenreis und Vinho Verde
Pastéis de Barcalhau, Tomatenreis und Vinho Verde

QUEIJO & BIFANA

Käse und Pulled Pork Burger auf Portugiesisch

 

Nächster Halt ist das winzige, bereits im Gassengewirr des maurischen Viertels gelegene Restaurant Zé dos Cornos. Was auf den ersten Blick eher an ein etwas heruntergekommenes Bistro erinnert, entpuppt sich als absolut authentische Überraschung.

 

Wir probieren uns durch drei Sorten portugiesischem Käse mit saftiger Zuckermelone und Quittenmarmelade. Dabei begegnen wir unserem alten Bekannten, dem Queijo Sao Jorge von den Azoren wieder.

 

Anschließend gibt’s das portugiesische Äquivalent zum Schnitzelsemmerl: Ein Steaksandwich namens „Bifana“ bestehend aus einem, mit Knoblauch und Kräutern gewürztem Schweinesteak á la Pulled Pork in einem getoasteten Weißbrotweckerl. Gepimpt wird das Ganze mit scharfem Senf.

 

 

BTW: Auch dieser Snack kommt ursprünglich aus dem Alentejo. Mein Favorit ist das Sandwich aber nicht.

 

GINJINHA & FADO

Kirschlikör und Musiklegenden

 

Vor dem nächsten Snack halten wir kurz bei „Tasca os Amigos da Severa“. In dieser winzigen Einzimmer Bar hat sich der Betreiber Antonio auf die Ausschank des zuckersüßen Kirschlikörs Ginjinha spezialisiert.

 

Im Jahr 1974 eröffnet, widmete er das Lokal der Fado-Legende Maria Severa, die den, damals als anrüchig geltenden Musikstil im 19. Jahrhundert salonfähig machte. Noch heute ist das beliebte Lokal Anlaufstelle für die junge Künstlerszene und die alteingesessenen Bewohner des Viertels. Einen der letzteren Sorte dürfen wir sogar kennenlernen, auch wenn seine gelallten Kommentare selbst für unsere einheimische Reiseleiterin kaum verständlich sind.

 

Zugegeben, das Ambiente ist gewöhnungsbedürftig und das Getränk etwas zu süß, aber authentischer kann es kaum noch werden.

 

Unsere Reiseleiterin Rosa vor der Ginjinha Bar Tasca os Amigos da Severa
Unsere Reiseleiterin Rosa vor der Ginjinha Bar Tasca os Amigos da Severa

Conservas & ZANAHORÍAS

Dosenfisch und Karotten á la Alvarge

 

Im Gegensatz zu unserem letzten Halt, handelt es sich bei Stopp Nummer 5 um ein relativ neues Lokal mit hübschem Platz im steilen Gassenlabyrinth der Mouraria. Die Tapas- und Weinbar Jasmim da Mouraria bietet eine große Auswahl an Snacks, doch wir sind aus einem  ganz bestimmten Grund hier, der manchen eher überraschen würde: Dosenfisch.

 

Wer schon einmal in Lissabon war, kennt die bunten Auslagen voll wunderschön dekorierter Konservendosen in den touristischen Einkaufsstraßen der Stadt. Wie lecker diese, früher eher als minderwertiges Lebensmittel geltenden, eingelegten Fische schmecken können, überrascht uns alle. Es gibt Makrele, Sardinen, Thunfisch und natürlich den allgegenwertigen Kabeljau.

 

Dazu, nach südportugiesischer Art zubereitete, eingelegte Karotten und knuspriges Baguette. Sehr lecker und Ansporn und vor der Abreise noch mit ein paar Dosen einzudecken.

 

Dosenfisch - das "original Portuguese Fast Food"
Dosenfisch - das "original Portuguese Fast Food"

SAMOSAS & BAOBAB

Fusionsküche aus den ehemaligen Kolonien

 

Den vorletzten Snack bekommen wir zu Füßen des Castelo de Sao Jorge im Cantino do Aziz, das berühmtes Mosambikanisches Restaurant der Köchin Jeny Sulemange. Die Gerichte der Autorin des Kochbuches Cozinha Mocambicana sind Sinnbildlich für vieles in Lissabon:

 

Auch wenn das Zeitalter der Entdeckungsfahrten schon einige Jahrhunderte zurückliegt, findet man noch heute viele kulinarische Einflüsse der ehemaligen Kolonien in der Küche des Landes. So sind Jenys Kreationen eine köstliche Mischung aus mosambikanischen, indischen und portugiesischen Speisen. Wie zB die leckeren Samosas, indische Teigtaschen, mit einer afrikanisch inspirierten Hackfleischfüllung und scharfer Chili Sauce.

 

Dazu trinken wir portugiesisches Bier und für die ganz Mutigen den etwas gewöhnungsbedürftigen Saft der Baobab. Das Getränk aus den Früchten des afrikanischen Affenbrotbaums ist zwar unheimlich gesund, schmeckt aber säuerlich und ein bisschen bitter. 

 

 

BTW: Die Baobab Frucht wird hierzulande hauptsächlich in der Kosmetik und der Medizin verwendet. Dabei ist sie antibakteriell, vorbeugend gegen Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Verdauungsbeschwerden. Außerdem ist sie reich an Vitamin C, Eisen und noch vielen anderen guten Dingen. Ein echtes Superfood eben. Jetzt müsste sie nur noch etwas besser schmecken...

 

PASTéis de nata

Portugals berühmteste Süßspeise

 

Den krönenden Abschluss bildet das wohl berühmteste Gebäck des Landes: Pastéis de Nata. Obwohl überall in Portugal erhältlich, nahmen die knusprigen Blätterteigtörtchen mit Vanillefüllung hier in Lissabon (genauer gesagt im Vorort Belém) ihren Anfang. Das Rezept der original Törtchen von 1837 ist zwar noch heute unter Verschluss, doch das hält die Bäcker und Konditoren Lissabons nicht davon ab, Jahr für Jahr am „Lissabons bestes Pastel de Nata“ Wettbewerb teilzunehmen.

 

Wir genießen unsere Nachspeise in der Confeitaria Nacional in der Baixa. Die edle Konditorei ist eine der ältesten der Stadt und erinnert in ihrer gediegen Einrichtung und der opulenten Fassade ein bisschen ans Café Sacher in Wien.

 

Rosa erklärt uns, dass ein echtes, handgedrehtes Pastel de Nata an der Unterseite wie ein Röschen aussehen muss, und dass sich die Geister über die Verwendung von Zimtpulver als Topping scheiden. Wir probieren beides aus, entscheiden uns für die Variante mit Zimt und trinken noch einen winzigen Expresso, der hier wirklich mit X geschrieben wird.

 

 

BTW: Pastéis de Nata werden eigentlich nicht als Nachspeise, sondern als kleiner Snack für Zwischendurch, zum Nachmittagskaffee oder zum Frühstück gegessen.  Laut Rosa sollte man täglich mindestens zwei davon essen. Ich habe mich ganz brav an diese Regel gehalten.

 

Pastéis de Nata & Expresso in der Confeitaria Nacional
Pastéis de Nata & Expresso in der Confeitaria Nacional

 

 

 

Was war das für ein großartiges Erlebnis! Auch ein halbes Jahr später denke ich viel zu oft daran und wundere mich, wieso wir danach gar nicht mal so angegessen waren.

 

Und das schönste ist: Die portugiesische Küche ist gar nicht mal so schwer nachzukochen. Nur Stockfisch habe ich in unseren Supermärkten noch keinen Entdeckt.

 

xoxo

 

 

Trish





* Werbung

Dieser Blogbeitrag ist als Werbung gekennzeichnet, da von mir besuchte Orte, Hotels, Restaurants etc. erwähnt werden. Mögliche Marken-Erkennung in Fotos.

Alle diese Nennungen erfolgen unbezahlt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

patricia.muehlbacher@googlemail.com