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Schottland - Highlander und Dampfschiffe

 

Der Duden sagt:

 

JAKOBIT, dER

 

(besonders in Schottland) Anhänger des 1688 aus England vertriebenen Königs Jakob II.  und seiner Nachkommen

CLENCOE FOLK MUSEUM

Geschichte zwischen Bagpipes & Schottenröcken

 

Ein verregneter Morgen in Schottland ist so schön wie ein strahlender Sonnenaufgang anderswo. Noch schaffen wir es zu ignorieren, dass heute unser letzter ganzer Tag in Schottland sein wird. Nach einem deftigen Full Scottish Breakfast inklusive Haggis und Kartoffel-Pfannkuchen geht es gleich hoch motiviert ins Landesinnere der zauberhaften Highlands. 

 

Doch zuerst gibt’s einen kurzen Zwischenstopp im Glencoe Folk Museum, wo wir in traditionell strohgedeckten Cottages aus dem 18. Jahrhundert einen Einblick in die Geschichte der Region bekommen. Vom Beginn der Highland Kultur bis zum zweiten Weltkrieg wird man hier in einem etwas schrulligen Sammelsurium an Ausstellungsstücken durch die Zeit gelotst. 

 

Dudelsäcke, leicht gruselige medizinische Gerätschaften, traditionelle Rundschilder. Alles hat hier seinen Platz. Besonderes Augenmerk wird natürlich auf das hinterlistige Glencoe Massaker gelegt, das im Jahr 1692 fast 80 Mitgliedern des Clan MacDonald das Leben kostete. Und das alles wegen einem zwei Jahre zurückliegenden Religions-Aufstand, einem dummen Missverständnis und miesem Winterwetter.

 

CLENCOE VALLEY

Wanderparadies mit blutiger Vergangenheit

 

Entlang der A82 geht es danach für 16 Kilometer durch das, vor allem bei Wanderern beliebte Glencoe Valley. Die berühmte Region in den Highlands war mit gutem Grund die Kulisse für einige Blockbuster wie “der Highlander”, “James Bond - Skyfall” und “Braveheart”. Vom engen Talgrund wirkt das Hügelland ringsum tatsächlich etwas gespenstisch und hochgebirgig, auch wenn man bei dem Wetter gerade mal die Silhouetten der ansonsten atemberaubenden Landschaft erkennen kann.

 

Im Glencoe Valley ist es möglich, die Berge Schottlands auch auf kurzen Pfaden voll und ganz zu erleben. Besonders hervorzuheben ist der Lost Valley Trail, den wir aufgrund des immer schlechter werdenden Wetters lieber links liegen lassen. Aber selbst direkt neben der Straße trifft man auf die eine oder andere Naturschönheit, wie den Wasserfall “Meeting of the Three Waters” oder eine, an die Totensümpfe aus dem Herr der Ringe erinnernde Moorlandschaft.

 

Wir schnüren wir unsere Trekking Schuhe etwas enger und wandern, vom Blätterdach des Waldes geschützt, die 2,5 km zum Signal Rock. Vorbei an, mit Flechten bewachsenen Findlingen und uralten Bäumen haben wir den, auch als Hill of the Sun bekannten Felsen bald erreicht. Bei Schönwetter könnten wir von hier aus die Gipfel der “Three Sisters” durch die Bäume erkennen.

 

Stattdessen informieren wir uns an der Schautafel über den Ort, der lange Zeit als Sammelpunkt des Clans MacDonald in Krisenzeiten diente. Hier oben wurde als Warnung das Leuchtfeuer entzündet, welches den Beginn des grausamen Glencoe-Massakers anzeigen sollte. Diese grausige Geschichte verfolgt einen in diesem Tal wie es scheint überall.

 

FALLS OF DOCHART - KILLIN

Stromschnellen und ein Dorf aus dem Bilderbuch

 

Nach wenigen Kilometern entlang der A82 landen wir wieder im Loch Lomond and the Trossachs Nationalpark. Wir fahren auf der A85 ostwärts nach Killin, wo wir uns auf die Suche nach einem, angeblich hier zu findenden Steinkreis machen.

 

Diese Mission scheitert zwar, aber wir bekommen stattdessen die Gelegenheit uns genauer in dem wunderschönen Dorf umzusehen. Winzige Cottages aus wild zusammengewürfelten Natursteinmauern, urige Gasthäuser mit bunten Holzornamenten aus vergangenen Zeiten. Hier und da ein Bed and Breakfast mit einer ungesunden Menge an Gartenzwergen im akkurat gepflegten Vorgarten.

 

Was auf den ersten Blick unglaublich friedlich wird, entpuppt sich bald als Besuchermagnet. Zumindest im Sommer tummeln sich hier Touristen und Einheimische gleichermaßen. Sie räkeln sich auf den Felsstufen der Falls of Dochart in der Sonne. Die Stromschnellen mitten im Ortszentrum sind auch tatsächlich etwas Besonderes, liegt doch auf einer Insel mitten im Fluss der ehemalige Friedhof des Clan MacNab.

 

Wir sind froh darüber, unsere Wanderschuhe noch nicht ausgezogen zu haben. Denn wer, so wie wir, bei Regen vor hat auf den flach geschliffenen Steinen herum zu klettern, ist dankbar für jedes Profil.

 

Nach dieser Verausgabung und einem süßen Snack im Shutters Coffee Shop an der Mainstreet geht es für uns auch schon wieder weiter. Das mit der heißen Schokolade und dem Kuchen haben die Schotten echt drauf!

 

Balquhidder parish church

letzte Ruhestätte eines schottischen Nationalhelden

 

Nur 19 km von Killin entfernt treffen wir am Ufer des Loch Voil auf die Ruinen und den "Neubau" der Baluhidder Parish Church. Umgeben von einen kleinen Friedhof mit wunderschönen, verwitterten keltischen Kreuzen steht sie auf einem Hügel über der einspurigen Landstraße. 

 

Kleine Friedhöfe mit schon fast umgekippten Grabsteinen gibt es in dieser Gegend sicherlich viele, doch nur einer ist die letzte Ruhestätte eines schottischen Nationalhelden

 

Der, am nahen Loch Katrine geborene Rob Roy MacGregor schloss sich im zarten Alter von 18 Jahren dem Jakobiteraufstand von 1689 an. Von da an nahm sein Leben einen turbulenten Lauf. Vom Rinderhändler zum Viehdieb und Geächteten entwickelte sich seine Geschichte mit der Zeit, auch dank einiger literarischer Werke, zu einer Legende, die der des (fiktiven) Robin Hood in nichts nachsteht.

 

Dass Rob Roy allerdings ein, für die damalige Zeit stattliches Alter von 63 Jahren erreichte und seinen Lebensabend begnadigt in Balquhidder verbrachte, wird gerne ignoriert. Schließlich maßt sich niemand an, am rebellischen Image des berühmtesten Gesetzlosen des Landes kratzen.

Wir bleiben auch nicht lange. Die verwunschene Stimmung gibt uns irgendwie das Gefühl  die letzte Ruhe der hier Begrabenen zu stören. Echt unheimlich.

 

Steamship sir walter scott

auf den Spuren von Outlander am Loch Katerine

 

Langsam wird uns klar, dass sich unsere kurze aber sehr aufregende Reise durch Schottland dem Ende nähert. Doch bevor wir in Glasgow am Flughafen Hotel einchecken und unseren frühmorgendlichen Flug nach Hause antreten, steht noch ein Punkt am Programm:

 

Loch Katrine - ohne Zweifel eines der versteckten Juwelen Schottlands, liegt tief im Trossachs Nationalpark und lock doch schon seit mehr als hundert Jahren Touristen an. Alles begann als der Schriftsteller Sir Walter Scott mit seinem Roman Rob Roy eine Generation viktorianischer Reisende dazu inspirierte, sich selbst von der atemberaubenden Landschaft rund um den See zu überzeugen.

 

Speziell jetzt im frühen Herbst, wenn sich die Hügel ringsum langsam verfärben, empfiehlt es sich, die Umgebung vom Wasser aus zu erkunden. Die beiden Ausflugsschiffe mit unterschiedlich langen Touren legen in der Hauptsaison beinahe stündlich vom Trossachs Pier ab:

 

Zum einen gibt es die moderne Lady of the Lake, benannt nach einem der Gedichte Sir Walter Scotts. Zum anderen das 118 Jahre alte Dampfschiff, dass nach dem Schriftsteller selbst benannt wurde und noch heute von seinem original Motor angetrieben wird. Zwar läuft dieser mittlerweile mit Biodiesel statt mit Kohle, aber das wirkt sich nicht weiter auf die nostalgische Stimmung an Bord aus. Außerdem hat man wohl wenig Interesse daran, das Wasser des Sees, der auch als Frischwasser Reservoir für Glasgow dient, zu verschmutzen.

 

Wir genießen eine Tasse Tee an Deck während sich der Rest der Gäste in der Kabine aufwärmt. Tatsächlich ist es wirklich kalt, doch mit Haube und Handschuhen lassen wir uns nicht davon abbringen, die rollenden Hügel in Natura und nicht durch ein Bullauge zu bestaunen. Es wundert mich dann auch gar nicht, als ich erfahre, dass einige Szenen der erfolgreichen Fantasy-History Serie Outlander hier gedreht wurden. Sollte ich jemals durch einen magischen Steinkreis durch die Zeit zurückgeschickt werden, würde ich auch hier landen wollen.

 

BYE BYE SCHOTTLAND

 

Ja so schnell geht's. Die 4 Tage vergingen tatsächlich wie im Flug.

 

Doch wartet! Auch wenn der Reisebericht hier theoretisch sein Ende findet, möchte ich noch einen letzten kurzen Beitrag über die köstliche und überraschend abwechslungsreiche Küche des Landes schreiben.

 

Mehr davon im nächsten Post und bis dahin - bleibts brav und trinkts nicht zu viel Glühmost!

 

xoxo

 

 

Trish





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